Ooooommmm im Kindergarten

omimkindergarten.jpgOb wir mal eine Kinderyogastunde einplanen könnten, fragte mich die Lieblingskindergärtnerin vor einigen Wochen. Ich zweifelte einen klitzekleinen Moment aber sagte dann zu. Warum eigentlich nicht?

Na weil ich meine eigentliche Ausbildung ja noch gar nicht fertig habe. Und weil Kinderyoga schließlich auch nochmal so eine extra Sparte ist, für die man auch nochmal eine extra Ausbildung durchlaufen sollte. Ja ja.. das macht schon Sinn.

Auf der anderen Seite würde ich mal behaupten, dass die Kinder im Kindergarten mich cool finden und ich sie leicht begeistern kann.

Kinder sind ja ohnehin relativ leicht zu beeindrucken wenn man ihnen etwas Aufmerksamkeit schenkt, so meine Erfahrung. Dass ich selbst Mama bin, ist wahrscheinlich auch ein kleiner Vorteil. Kinder sind mir nicht völlig fremd.

Ach wollen wir dem Ganzen doch mal eine Chance geben. Was würde mir denn so gefallen, wenn ich Kind wäre?

Ich spür da mal rein, dachte ich mir.

Eine zu lange Stunde ist langweilig. Om singen ist vielleicht skurril. Ein bisschen lustig soll’s sein, Spaß machen. So ein Kind ist sicherlich flexibler als ich. Also kann ich es bestimmt auch mal in anspruchsvollere Positionen schicken. Asanas lange halten ist aber wahrscheinlich widerrum langweilig. Klar soweit…

Ich schnappte mir eins meiner schlauen Bücher und fühlte mich bestätigt. 45 bis 60 Minuten sollte so eine Kinderyogastunde dauern. Die Kleinsten sind flexibel, es fehlt aber an Muskelkraft. Asanas nicht lange halten, Anspannung und Entspannung erlernen, Bewegung und Ruhe bewusst machen. Begrüßungsritual, Bewegungsspiel, Zwischenentspannung, Übungsreihe, Tiefenentspannung, Abschiedsritual.

Das krieg ich hin!

Ein paar Tage machte ich mir also ganz in Ruhe Gedanken und arbeitete eine kleine Schnupperstunde für die Kids aus. An einem Freitagvormittag Mitte Mai fand diese dann statt.

Während die Zwerge draußen spielten und gleichzeitig auf die Ankunft der wenigen Schulkinder warteten, bereitete ich den Raum ein wenig vor. Ich zündete die Kerze im Marmeladenglas-Windlicht an und stellte meine „Musikanlage“ bereit. Zwei Matten hatte ich zur Verfügung- eine für die Kindergärtnerin, die zu meiner Freude mitmachen wollte, und eine für mich. Die Kids sollten auf dem großen Teppich turnen. Ich legte mein Handy (ich wollte die Stunde aufnehmen um sie hinterher nochmals hören zu können) und einen kleinen Spickzettel (den ich gar nicht brauchte) bereit.

Die Kids nahmen im Sitzkreis Platz. Ich begrüßte sie und „smalltalkte“ ein wenig mit ihnen. Wer kennt jemanden, der Yoga übt? Wer hat selbst schon mal Yoga ausprobiert?

In wenigen kurzen Sätzen erklärte ich was Yoga denn überhaupt ist, bevor wir uns mit dem Sonnengruß aufwärmten.

Ich erklärte langsam eine Runde, in der wir uns vom Frosch in eine Schlange und zu einen Hund verwandelten, anschließend turnten wir drei Runden mit musikalischer Untermalung (dieser hier). Es folgte eine kurze Entspannung in Rückenlage, die für manches Kind doch schon sehr schwierig umzusetzen war. Ich bat die Kinder ihren Atem und die Auf- und Abbewegungen ihres Bauches zu beobachten. Anschließend ging es durch ein paar wenige Asanas, die ich ihnen möglichst witzig präsentierte damit keine Langeweile aufkam.

In die Tiefenentspannung half ich ein wenig hinein indem ich die kleinen Füße und Fingerchen sanft wackelte. Ich erzählte ihnen kindgerecht die Geschichte von zwei Wölfen (diese findest Du am Ende des Beitrags. Ich mag sie sehr!) , bevor wir mit Zehen, Füße, Ohren wackeln unsere Körper wieder aufweckten. Mit dem Namastè verabschiedeten wir uns voneinander. Wir sangen sogar noch dreimal Om, was ich gar nicht eingeplant hatte 🙂

Ganz zum Schluss durfte eines der Kinder den Deckel aufs Marmeladenglas-Windlicht schrauben und wir beobachten alle gespannt wie die Flamme langsam kleiner und schließlich aus ging. Damit war meine Kinderyogastunde beendet.

… und ich glücklich.

Es hat mir unheimlich Spaß gemacht mit den Kids zu üben. Ich blieb gelassen, entspannt und positiv, worauf ich doch recht stolz bin. Ein paar Kindern fiel es sichtlich schwer konzentriert zu bleiben, zuzuhören oder regungslos in der Entspannungshaltung zu verharren. Andere konnten sich voll auf mich einlassen und ihre Füße und Hände fühlten sich beim „Wackeln“ wie Pudding an. Wie unterschiedlich die Kinder doch sein können faszinierte mich. Aber im Grunde ist es bei uns „Großen“ ja genauso.

Eine spannende Erfahrung. Vielleicht mit Fortsetzung…

Die zwei Wölfe

Abends am Lagerfeuer erzählte ein alter Indianer seinem Enkelsohn von einem Kampf, der in seinem Inneren tobt. Er sagte: „Mein Sohn, dieser Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten.“

Der eine Wolf ist böse: Er ist der Hass, der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.

Der andere Wolf ist gut: Er ist die Liebe, die Freude, der Friede, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.

Sein Enkel dachte einige Zeit über die Worte des Großvaters nach und fragte dann: “Und welcher der beiden Wölfe gewinnt den Kampf?”

Der alte Cherokee antwortete: „Der den du fütterst!“

4 Antworten auf “Ooooommmm im Kindergarten”

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