Klarheit statt Leistungsdenken

Heute vor einer Woche besuchte ich die Freie Montessori-Volksschule in Berg. Dort fand ein Infoabend für Eltern statt, der mir nicht nur Klarheit in Bezug auf die schulische Laufbahn meines Kindes sondern auch Klarheit für mich selbst brachte.

In etwa zehn Monaten wird mein Kind ein Schulkind sein. Bis vor kurzem dachte ich (ich schreibe „ich“ weil ich nun mal hier schreibe, schließe dabei aber auch meinen Mann mit ein) noch darüber nach, es ein Jahr zurück zu stellen denn ich wollte ihm noch ein Jahr länger „Freiheit“ geben. Freiheit in Bezug auf die persönliche Entfaltung. Frei sein vom Leistungsdruck der Schule. Nicht schon soo früh rein in dieses kränkelnde System von Aufstehen, Arbeiten, Essen, Konsumieren, Schlafen, Aufstehen, Arbeiten…

Ich hatte Bauchschmerzen beim Gedanken an die Schule.

Vielleicht käme mein Kind zurecht. Vielleicht würde ihm die Schule gar nichts ausmachen und es würde einfach mitschwimmen. Aber vielleicht würde es dabei einen Teil der tollen, wenn auch manchmal sturen und anstrengenden, Persönlichkeit verlieren. Was für eine Verschwendung!

So sollte es wohl sein, dass mir der Flyer der „Monte“ in die Hände fiel. Ich hörte schon viele gute Dinge über diese Schule. Zuletzt von Bekannten aus dem nächsten Dorf, deren Kinder diese Schule besuchten und sogar die Ferienangebote nutzten weil es ihnen so viel Spaß machte.

Welches Kind geht denn freiwillig in den Ferien in die Schule?!

Den Infoabend besuchte ich alleine. Mein Mann kümmerte sich derzeit ums Kind.

Ich war schon sehr zeitig dran, nicht sicher wie lange die Fahrt dauern würde. Außerdem finde ich es respektvoll pünktlich zu sein. Schließlich nimmt sich der Andere ja Zeit für mich. Seine Lebenszeit. Durch meine frühe Ankunft konnte ich schon vorab ein paar Worte mit den beiden Damen wechseln, die den Infoabend gestalten sollten. Nach und nach trudelten weitere Eltern ein. Zum Schluss waren wir eine schöne Gruppe von etwa 13 Mann, die im Sitzkreis auf winzigen Stühlen Platz nahmen. In der Mitte unseres Kreises: Eine Schüssel gefüllt mit Blumenzwiebeln.

Maria Montessori soll Kinder einst mit Blumenzwiebeln verglichen haben.

Alles was benötigt wird, steckt bereits in ihnen. Es geht nur darum, sie zu beobachten und sie in ihrem Wachstum zu unterstützen. Nicht also an ihnen zu zerren oder zu versuchen aus einer gelben Narzisse eine weiße Narzisse zu machen.

Nach diesem für mich wunderschönem Vergleich folgte eine Vorstellungsrunde und jeder konnte ein wenig über sich und das jeweilige Kind sprechen, das eventuell auf die Monte gehen sollte. Nicht nur die Geschichten und Beweggründe fand ich spannend sondern auch das Beobachten der Eltern. Woran mag es wohl liegen das der ein oder andere so nervös wird wenn er vor anderen sprechen soll? Eigentlich sind wir doch alle Mensch.

Im Anschluss stapelten wir, ganz der Schule entsprechend, große Würfel aufeinander. Lernen mit allen Sinnen.

Zu jedem Würfel gehörte ein Punkt der Montessori Pädagogik. Dabei ging es um Lernmaterialien, -inhalte und Werte. Falls Du hier tiefer einsteigen möchtest, füge ich Dir am Ende dieses Beitrags einen passenden Link ein.

Hier möchte ich aber nun auf die Punkte eingehen, die mich persönlich sehr angesprochen haben und mir selbst etwas mehr Klarheit verschafften.

Der erste Impuls, der sofort bei mir hängen blieb war folgender: Wenn Du die Buchstaben im Wort FEHLER ein bisschen anders anordnest, ergibt sich das Wort HELFER.

Meine Rede! Fehler sind großartig!

Fehler sind gar nix schlimmes sondern Chancen auf Wachstum (leider wird in Regelschulen oftmals das Gegenteil vermittelt und mit erhobenem Zeigefinger „geschimpft“). Ein Fehler mindert keinesfalls Deinen Wert als Mensch. Du bist nicht „falsch“ wenn Du mal Mist baust. Egal ob Du nun ein Erwachsener, Heranwachsender oder ein Kind bist. Genau das möchte ich anderen ebenfalls mitgeben. Auch meinem Kind.

Finde Deinen Weg.

Jeder lernt anders. Jeder begreift auf andere Art und Weise. Der eine versteht besser durch Lesen, der Andere versteht besser durch Zuhören. Einer durchs Anfassen und Machen, wieder ein Anderer durch Sehen und und und. Durch verschiedene Möglichkeiten und die freie Wahl lernen wir mit Freude und Motivation. Groß wie klein.

Äußere Ordnung = innere Ordnung!

Zeig mir Deinen Schreibtisch, Deine Küche oder Deine Werkstatt und ich sage Dir wie es Dir geht 😉 Auf der Montessori Schule werden den Kindern bei Bedarf in Einzellektionen verschiedene Materialien demonstriert. „Ordnung am Arbeitsplatz und einfache soziale Regeln führen das Kind zu äußerer und innerer Ordnung“ heißt es. Das ist ja fast schon Yoga, dachte ich bei mir. Denn auch mein Lehrer betont immer mal wieder, dass wir unser Außen ordentlich halten sollen, damit auch unser Geist ruhig werden kann. Om Shanti.

Alles zu Deiner Zeit.

Mach es wenn für Dich der richtige Zeitpunkt gekommen ist und nimm Dir die Zeit die Du brauchst. Mach Dir keinen Stress, geh es gelassen an.

Mit Gelassenheit und Freude klappt es besser als mit Hektik und Verbissenheit.

klarheitstattleistungsdenken.gifDu bist keine Zahl, Nummer, Diagnose oder Akte.

Auf der Monte gibt es keine Noten und kein Sitzenbleiben. Es gibt keine „besseren“ oder „schlechteren“ Kinder denn wie soll man das auch bewerten? Steckt eine gelbe Narzisse in Dir, wird keine Weiße aus Dir. Egal wie sehr Du Dich anstrengst. Und außerdem bist Du wunderschön als gelbe Narzisse! Steckt ein Äffchen in Dir kannst Du vermutlich gut klettern. Als Elefant eher nicht. Dafür kannst Du als Elefant wieder andere Sachen ganz toll, die der Affe nicht kann. Also hören wir auf mit den Vergleichen und den Bewertungen. Wir sind so viel mehr!

Nichts desto trotz…

… bin auch ich nicht immer gegen den Leistungsdruck gewappnet. Neulich sagte zum Beispiel mein Yogalehrer, an unsere ganze Ausbildungsgruppe gerichtet, dass wir inzwischen so lange dabei sind, dass wir einen täglichen 30:30:30 Rhythmus haben sollten. Jeden Tag 30 Minuten Pranayama, 30 Minuten Meditation, 30 Minuten Asanas. Von dieser Aussage fühlte ich mich erst mal vollkommen erschlagen. Nach dem Infoabend an der Monte und nach einigen Ganesha-Mantras konnte ich dieses Gefühl aber gut wieder ziehen lassen 😉

Ob mein Kind nun tatsächlich auf die Monte gehen wird steht noch in den Sternen. Der Abend hat sich für mich aber in jedem Fall gelohnt.

PS: Dieser Beitrag beinhaltet meine ganz persönliche Meinung und Einstellung. Die Monte ist sicher nicht für jedes Kind ideal und auch nicht alle Eltern können dem Konzept etwas abgewinnen. Finde Deinen Weg und respektiere die, die einen anderen gehen.

Wie versprochen noch die Bausteine der Montessori Pädagogik. Möchtest Du diesen Beitrag als Werbung deuten, kannst Du Dir sicher sein, dass ich dafür nicht bezahlt wurde.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: