
Geimpft. Ungeimpft. Impfpass. Covid. Positiv. Negativ. 3G. 2G. Nasen-, Gurgel- Lollitest. Wo bleibt dabei eigentlich die Liebe?
Gestern habe ich entschieden, vorerst doch keine offenen Yogastunden in Naila anzubieten. Ich habe hin- und herüberlegt. Mein Entschluss stand letztendlich fest auf beiden Beinen. Aber er machte mich dennoch traurig. Ich ging in mich, um eine Antwort zu finden.
Ich wurde 2003, mit 14 Jahren also, zuletzt geimpft. Sie blieb mir negativ in Erinnerung. „Nicht vertragen“ würde ein Arzt wahrscheinlich sagen. Kommt hin und wieder wohl mal vor. Ich traf für mich die Entscheidung, dass dies meine letzte Impfung gewesen sein soll. An dieser Stelle verzichte ich bewusst auf weitere Ausführungen.
Impffrei ist mein persönliches „richtig“. Meine Sicht auf die Thematik. Mein Handeln ist für mich stimmig. Ich möchte ganz deutlich betonen, dass dies nur eines von vielen „richtig“s ist. Eine von vielen Wahrheiten. Ich verteufle niemanden, der sich für eine Impfung entscheidet und ich „belehre“ auch niemanden. Hin- und wieder tausche ich mich über Impfungen aus, wenn sich der passende Gesprächspartner findet. Das tut gut denn ich kann dadurch selbst überprüfen „Ist mein Handeln immer noch stimmig für mich oder ein alter Glaubenssatz?“. Sehr häufig kommt es nicht zu solchen Gesprächen denn sie setzen, zumindest für mich, voraus, dass mein Gegenüber und ich respektvoll, liebevoll, empathisch miteinander umgehen. Beweggründe mit offenen Ohren und offenem Herzen anhören, sich reindenken und reinfühlen. Sich ehrlich begegnen. Nackig machen. Was, zugegeben, bei diesem sensiblen Thema, nicht immer einfach ist.
Beim Geld Impfen hört die Freundschaft auf?!
Empathie ist derzeit aber eher Mangelware. Für mein Empfinden zumindest. Hat sich bis vor einigen Monaten noch das ein oder andere interessante Gespräch zu Impfungen im Allgemeinen ergeben, scheint dies inzwischen, dank Covid-Impfung, gar nicht mehr möglich zu sein. Die „Geimpfen“ sind „die Guten“. Die „Ungeimpften“ sind „die Bösen“. Wie Wölfe gehen sie teilweise aufeinander los, ohne nachzufragen, die Beweggründen heraus zu finden. „Hey, warum machst Du es so wie Du es machst?“
Hatte man „früher“ eine Meinungsverschiedenheit, war das halt einfach so. Kam es in einer Kneipe unter Alkoholeinfluss dazu, schenkte der eine dem Anderen vielleicht eine ein- im nächsten Moment war es wieder vergessen 😉 Heute sind gegensätzliche Meinungen oftmals schon ein Grund Freundschaften zu annullieren. Und das noch bevor man überhaupt mal richtig gesprochen hat, sich Zeit füreinander genommen hat. „Wie meinstn Du das? Wie kommst Du zu Deiner Sicht der Dinge?“
Aber ich finde, dass wir genau hier mal ansetzen könnten. Nicht bei „Impfbefürworter“ und „Impfgegner“ (bäh diese Worte alleine sind doch schon grausam) sondern bei „Erzähl mir Deine Geschichte! Ich möchte Dich verstehen.“
Zurück zum Yogaunterrichten. Weil ich denke, dass jeder sein ganz eigenes „richtig“ finden sollte, fühlt sich die Vorstellung, nach dem Impfstatus meiner Schüler zu fragen bzw Auskunft einzufordern, völlig falsch an. Ich empfinde es als Eindringen in die Privatsphäre der Menschen. Ich frage schließlich auch nicht die junge Dame an der Bushaltestelle, ob sie denn die Pille nimmt oder den älteren Herrn vor mir an der Kasse, welche Medikamente auf seinem Nachttisch liegen.
Privatsphäre.
So war ich also traurig. Darüber, dass von mir eben verlangt wird, ins „Medikamentenschränkchen“ von anderen Leuten zu blicken, die erst einmal „nur“ Yoga üben möchten. Dass ich mit erhobenem Zeigefinger sagen soll: „Zeig mir Deinen Nachweis, sonst unterrichte ich Dich nicht“. Nein, das bin nicht ich. Das entspricht nicht meiner Natur.
Heute, nach Pranayama und Meditation und Reflektieren, bin ich nicht mehr traurig. Stattdessen möchte ich mich für Neues öffnen und ganz bewusst in die Liebe, ins Vertrauen und in Verbindung gehen statt auf Abstand.
Yoga bedeutet übrigens Harmonie, Einheit, Verbindung…
Om Shanti
PS: Wenn Du bis hierher gelesen hast, danke ich Dir. Ich würde mich freuen, wenn Du meinen Beitrag liebevoll annehmen kannst, auch wenn er vielleicht nicht Deinem „richtig“ entspricht.
Ich bin ganz bei Dir. Auch wenn es sich traurig anfühlt – es ist wichtig, das zu tun, was sich für einen selber stimmig und richtig anfühlt. Und manchmal öffnen sich nach so einem Entschluss ganz neue Türen…
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